«Wir brauchen beides: Die Realität und unsere Wünsche. Bewegen kann uns beides», schreibt Nationalrätin Anna Rosenwasser im Grusswort zum 27. PinkApple – Queeres Filmfestival. Rund 50 Kurz- und Langfilme werden an zehn Tagen in Zürich aufgeführt (bis 2. Mai), dann folgt eine Auswahl in Frauenfeld (3. bis 5. Mai 2024).Die Spannbreite ist gross – von Liebesfilmen über Coming-out-Beiträge, Plädoyer für Selbstbestimmung, Abtreibung oder gleichgeschlechtliche Ehe bis zum dokumentarischen Musical. Es gibt auch Wiedersehen, beispielsweise mit dem «Kreis» (2014) von Stefan Haupt, ein Drama über eine Schwulenorganisation Ende der Fünfzigerjahre, oder «Wet Sand» (2021) von Elene Naveriani, ein georgischer Spielfilm über eine verborgene Liebe. «Mit Georgien als Sehnsuchtsort», schreiben die Organisatoren, «wird die Diskrepanz zwischen der harschen Wirklichkeit und den intimsten Wünschen spürbar.» Die Filmerin wurde just mit dem Golden Apple ausgezeichnet. Ebenso wird ihr aktueller Film «Blackbird Blackbird Blackberry» aufgeführt, in der eine gealterte Frau neue Freiheit und Liebe entdeckt, dreifach mit dem Schweizer Filmpreis Quartz ausgezeichnet. Spröde, aber sehr warmherzig und innig.
An dieser Stelle seien einige Filme erwähnt, die später auch im «normalen» Kinoprogramm auftauchen werden. «Levante» beispielsweise (Kinostart: 4. Juli) schildert, wie eine junge brasilianische Volleyballspielerin in einer entscheidenden Meisterschaftsphase erfährt, dass sie schwanger ist. Was tun? In Brasilien ist Abtreibung gesetzlich verboten. Mädchen aus dem Team und sogar der Vater solidarisieren sich mit Sofia. Lillah Halla schuf mit ihrem Spielfilmdebüt, in Cannes ausgezeichnet, ein starkes Drama über Solidarität, Widerstand und feminine Selbstbehauptung (5. Mai in Frauenfeld).
«Love Lies Bleeding» (bereits im Kino) ist ein US-Thriller von Rose Glass über zwei Frauen, die in eine Gewaltspirale geraten und sich auf dem Weg nach Las Vegas ohne Rücksicht auf Verluste durchschlagen. Jackie, die Bodybuilderin (phänomenal Katy O’Brian), verliebt sich in die Fitnessstudio-Managerin Lou (Kristen Stewart). Härter, ungeschminkter und magischer als «Bonnie & Clyde» und andere tragische Roadmovies.
«The Summer with Carmen» ist ein sonnendurchfluteter Spielfilm von Zacharias Mavroedis über eine Männerliebe (Kinostart: 1. August). Demosthenes soll seinem Freund Nikitas bei der Drehbucharbeit helfen. Bei diesem Filmprojekt geht es um einen Konflikt zwischen zwei schwulen Männern an schönster griechischen Badeküste. Wirklichkeit und Filmfiktion vermischen sich, wobei eine Hündin namens Carmen eine tragende Rolle spielt. Ein luftiges, bisweilen lustiges Sommerdrama mit viel nackter Haut über Beziehungs-Hickhack und Versöhnlichkeit (5. Mai in Frauenfeld).
Es ist nie zu spät, einen aussergewöhnlichen Film zu entdecken – egal ob queer, konventionell oder unterhaltsam, wenn er im Geist der Toleranz geschaffen wurde, Anliegen und Seele hat. Und dazu sind Orte der Begegnung und Gemeinschaft wichtig – wie eben auch das PinkApple- Queeres Filmfestival.
pinkapple.ch info@pinkapple.ch ZurückVeröffentlicht April 2024
